Donnerstag, 2. Mai 2013

Die Spanische Inquisition ist zurückgekehrt

Die Spanische Inquisition ist zurückgekehrt: Offiziell ging es bei der Inquisition um die Verfolgung von Häretikern und Ketzern. Da aber meistens sofort das Vermögen des Beschuldigten beschlagnahmt wurde, war es wohl eher eine Mittel zur Geldbeschaffung für Kirche und König. Mit grosszügigen Spenden an die Kirche konnte man seine "Frömmigkeit" beweisen und so ein Verfahren abwenden. Die Inquisition begann im 13. Jahrhundert und verschwand erst im 18. Jahrhundert. Am 31. Juli 1826 gab es in Valencia ein letztes Todesurteil der spanischen Inquisition. Am 15. Juli 1834 wurde die Spanische Inquisition nach 356 Jahren Bestehen unter Isabella II. abgeschafft.



Jetzt ist sie wieder da, wenn man es auf die Offenlegung und mögliche Beschlagnahmung aller Vermögenswerte bezieht. Ein neues Steuergesetz in Spanien verlangt, das alle Personen die ihren Wohnsitz in Spanien haben ihr Vermögen im Ausland detailliert angeben müssen. Viele der Hunderttausenden Rentner die ihren Lebensabend in Spanien verbringen oder Leute die einfach im Süden leben wollen und aus dem Ausland kommen sind davon betroffen und haben Angst sie werden demnächst "zypriotisiert".



Sag uns wo dein Erspartes ist du Ketzer
Es leben alleine 200'000 Briten in Spanien die den nasskalten Winter Englands entflohen sind. Etwa eine halbe Million Deutsche sind in Spanien sesshaft. Auf den Kanaren, Mallorca und entlang der spanische Festlandsküste gibt es grosse deutsche Kolonien. Viele weil sie meinen, ein besseres Leben an einem besseren Ort bei besserem Wetter führen zu können. In Spanien leben, dieser Wunsch steht ganz hoch in der Gunst der Nordeuropär. Nur, statt in Ruhe die Sonne und das Meer zu geniessen sind jetzt viele Ausländer die in Spanien residieren völlig aufgeschreckt und denken daran das Land zu verlassen oder wenigstens ihre Aufenthaltserlaubnis zurückzugeben. Spanische Lokalpolitiker sind jetzt ebenfalls in Sorge, das neue Gesetz zur Vermögensdeklaration wird einen Exodus an EU-Bürger verursachen, was die eh schon schlechte Wirtschaftslage der Küstenstädte noch mehr verschlimmern wird.



Die spanische Regierung verlangt von allen Bewohnern die Vermögen im Ausland über 50'000 Euro besitzen und in Spanien mindestens sechs Monate im Jahr leben, also 183 Tage, eine Deklaration ihrer ganzen Vermögenswerte. Wer das nicht macht oder eine falsche Angabe in den 720 Online-Formularen einträgt wird mit mindestens 10'000 Euro bestraft. Da viele EU-Bürger die nach Spanien gegangen sind in ihrer Heimat ein Haus oder Wohnung besitzen, oder Sparguthaben, Lebensversicherungen, Pensions- und Rentenfonds von dessen Erträge sie leben, fallen sie unter das neue Gesetz. Was mit den ganzen Daten passiert wurde nicht gesagt. Befürchtet wird eine Zwangsabgabe oder zusätzliche Steuer. Das neue Gesetz wurde im November 2012 verabschiedet, aber die Mehrheit der ansässigen Ausländer hat diese Pflicht erst kürzlich erfahren. Speziell ältere Menschen sind darüber völlig perplex.



Viele sind jetzt im Stress und müssen spanische Steuerberater engagieren, die ihnen sagen was sie tun sollen, aber die wissen auch nicht richtig Bescheid. Sicher ist nur, die Beratung ist mit Kosten verbunden mit denen sie nicht gerechnet haben. Es gibt auch Gerüchte, der spanische Staat wird eine Aktion durchführen wie in Zypern. Deshalb gehen jetzt viele her und ändern ihren Aufenthaltsstatus auf nicht permanenten Wohnsitz, sondern benutzen ihre Wohnung oder ihr Häuschen nur noch für 183 Tage. Andere wollen ganz weg und haben ihre Immobilie zum Verkauf angeboten. Nur, bei der katastrophalen und deprimierenden Marktlage in Spanien gibt es keine Käufer oder sie müssen einen riesigen Verlust akzeptieren.



Eine Gruppe die sich "Concerned European Residents (CER)" nennt will die ausländischen EU-Bürger bei ihren Problemen helfen und setzt sich gegenüber den Behörden dafür ein, das Gesetz zu ändern. Sie sagen, es ist unerhört alle harmlosen Rentner die ihren Lebensabend in Spanien verbringen wie Kriminelle und Steuerhinterzieher zu behandeln. Ausserdem wird der Schuss nach hinten losgehen, denn diese neue Deklarationspflicht wird viele aus Spanien vertreiben, was der Wirtschaft noch mehr schadet. Ganze Urlaubsorte leben nur von den ansässigen EU-Ausländern die Geld ausgeben und Einheimische beschäftigen. Diese werden sich in trostlose Geisterstädte verwandeln.



Bei dem Vermögen der meisten Ausländer geht es doch nicht um Geld welches aus Spanien rausgeschafft wurde. Es geht um Rücklagen die ein ganzes Arbeitsleben lang zusammengespart wurden, bevor man nach Spanien ging. Dieses bleibt meistens dort wo man früher gewohnt und gearbeitet hat. Ausserdem gibt es Doppelbesteuerungsabkommen die genau so eine nochmalige Veranlagung verhindern sollen. Nur, Spanien ist bekannt für seine willkürliche Einführung von Gesetzen und alles ist möglich. Bisher war es ja schon so, wer seine Grundstücksteuer nicht rechtzeitig bezahlt hat wurde ziemlich schnell Zwangsenteignet.



Was Zypern betrifft hat man auch gesagt, es sind nur die sonnen- hungrigen Ausländer, also die bösen Russen mit ihren Feriendomizilen, die auf der Insel leben denen man die Guthaben hauptsächlich wegnimmt. Das haben die Deutschen und andere in Europa mit Schadenfreude gutgeheissen. Trifft uns ja nicht und geschehe ihnen recht. Nur, das war doch nur der Anfang, ein Test. Jetzt kommen die vielen Deutschen und die anderen "Zugvögel" die in den Süden gingen und in Spanien leben möglicherweise dran. Nicht mehr lustig wenn es einen selber trifft.



Es wird befürchtet, die ganzen Angaben über die Vermögens- verhältnisse im Ausland werden zu einem Zugriff des spanischen Staates führen, denn der ist völlig pleite. Zypern hat gezeigt wie willkürlich und ohne Vorwarnung zugeschlagen wird. Über die Deklarationspflicht von 50'000 Euro fällt ja fast jeder der sich für das Alter etwas erspart hat. In den "urbanicacions" der Küstenstädte wo teilweise über 70 Prozent der Bewohner EU-Bürger aus dem Ausland sind herrscht Panik und viele wollen Spanien verlassen. Aus Valencia wird berichtet, eine Schar der ansässigen Ausländer strömte in die Meldeämter und änderte ihren Aufenthaltsstatus oder melden sich ganz ab, da es bis Ende April eine Frist gab.



Statt wie bisher ein Leben in Ruhe zu geniessen, ist der spanische Traum plötzlich geplatzt. Es findet eine Kriminalisierung statt, eine Schuldigsprechung bis zum Beweis des Gegenteils. Deshalb meinen viele, das neue Gesetz ist die Rückkehr der Spanischen Inquisition, wo man damals auch alles offenlegen musste und der Staat die Vermögenswerte der Beschuldigten beschlagnahmte. Interessant ist, Portugal nutzt diese Vertreibung der Ausländer aus Spanien und lockt sie mit der Möglichkeit an, jeder neue Zuzügler muss für die ersten fünf Jahre keine Steuern zahlen.
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