Dienstag, 16. April 2013

“Polizeiphantasien aus Entenhausen”: Forschungsprojekt entwickelt Drohnen, die Fahrzeuge angreifen sollen

“Polizeiphantasien aus Entenhausen”: Forschungsprojekt entwickelt Drohnen, die Fahrzeuge angreifen sollen:
http://www.dreamstime.com/-image28607083Zukünftig sollen Drohnen fahrende Autos und Boote aufhalten – indem sie Motorelektronik stören, Netze verschießen, Schaumstoff sprühen oder Reifen durchstechen. Daran forscht das Forschungsprojekt Aeroceptor, das mit 3,5 Millionen Euro von der EU-Kommission finanziert wird. Kritiker fürchten Unfälle mit Verletzten und Toten – und fordern ein Ende der Forschung.
Das Forschungsrahmenprogramm der EU war hier bereits öfters Thema. Die Europäische Kommission finanziert Forschung in 10 Themensträngen, darunter auch Studien zu Nutzer-Einstellungen über Online-Datenschutz. Ein großer Teil ist jedoch auch der Bereich Sicherheit, in dem unter anderem das umstrittene Projekt INDECT gefördert wurde. Ein weiteres Sicherheits-Programm ist das Projekt AEROCEPTOR:
Das Projekt strebt die Entwicklung eines neuen und innovativen Konzepts an, um nicht-kooperative Fahrzeuge auf Land und See aus der Ferne und sicher zu kontrollieren, zu verlangsamen und zu stoppen, durch ferngesteuerte Luftfahrtsysteme.
Dreieinhalb Millionen Euro gibt die EU-Kommission dafür aus. Der Bundestagsabgeordnete Andrej Hunko und die Europaabgeordnete Sabine Lösing haben jetzt nachgefragt, wie das funktionieren soll. Und das ist die Antwort der Kommission:
Folgende Technologien, mit denen ein Fahrzeug auf sichere Weise zum Halten gebracht werden soll, werden in Betracht gezogen:
  • elektromagnetische Störungen zur Blockierung der Motorelektronik
  • Netze, in denen sich Räder von Fahrzeugen oder Propeller von Booten verwickeln
  • Spezial-Polymerschaumstoff, der allmählich verhärtet und das Fahrzeug zum Halten bringt
  • Vorrichtungen zum Durchstechen der Reifen
  • Farbmarkierungen und Lautsprecher


Die linken Abgeordneten bezeichnen das als “Polizeiphantasien aus Entenhausen”:
„Die Forschungen sind von hoher bürgerrechtlicher Brisanz“, erklärt Andrej Hunko: „Erstmals wird daran gedacht, polizeiliche Drohnen nicht mehr nur zur Spionage aufsteigen zu lassen. Die neuen Begehrlichkeiten drehen sich um Zwangsmaßnahmen aus der Luft. Die Kommission dürfte vor allem unerwünschte Migrantinnen und Migranten an den EU-Außengrenzen im Visier haben“.
Die beiden fordern einen Stopp der Forschung:
„Jedem Upgrade der Drohnen, ob zur Spionage oder mit obskurer Polizeitechnik, erteilen wir eine Absage. Entsprechende Forschungen müssen vor einer öffentlichen Debatte zurückstehen. Wir gehen davon aus, dass der größte Teil der Bevölkerung den Plänen ebenfalls skeptisch gegenübersteht“.
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