Montag, 2. Juli 2012

Zypern – ein weiteres Opfer der Finanzkrise

Zypern – ein weiteres Opfer der Finanzkrise:
Die Republik Zypern ist ein sehr anschauliches Beispiel für den Charakter der Eurokrise. Ebenso wie Irland und Spanien hatte Zypern am Vorabend der Finanzkrise kein Staatsschulden- und auch kein Haushaltsproblem. Noch im Jahre 2008 konnte Zypern einen Haushaltsüberschuss von 0,9% erzielen und damit seine Staatsschuldenquote auf 48,9% des BIP senken – weit unter den Maastricht-Kriterien von 60%. Nicht die Staatsschulden, sondern die geographisch und kulturell bedingte Nähe zum Krisenstaat Griechenland und die zu großen Banken wurden dem Land zum Verhängnis. Bislang konnte die zypriotische Volkswirtschaft dank einer antizyklischen Wirtschaftspolitik an der großen Krise vorbeischrammen. Doch nun droht Zypern eine von der Troika EU/EZB/IWF verordnete Austeritätspolitik, die dem Land wahrscheinlich das Genick brechen wird.
1960 erklärte die Republik Zypern ihre Unabhängigkeit von der ehemaligen Kolonialmacht Großbritannien. 1974 wurde die Insel nach einem militärischen Konflikt zwischen Griechenland und der Türkei zweigeteilt, der Norden ist seitdem de facto von der Türkei besetzt. 2004 trat Zypern in die EU ein, 2008 löste der Euro das zypriotische Pfund ab. In diesem Jahr begannen auch die Probleme, die dazu führten, dass Zypern nun wohl schon bald seine Unabhängigkeit wieder verliert und eine Art Kolonie der EU wird und seinen über Jahrzehnte erworbenen Gewinn an Lebensqualität wider aufgeben muss.

Bankenparadies Zypern

Der zypriotische Bankensektor hat eine Bilanzsumme von rund 152 Mrd. Euro. Dies entspricht zwar weniger als einem Zwölftel der Bilanzsumme der Deutschen Bank, Zypern ist jedoch nur eine kleine Insel mit kaum mehr Einwohnern als Köln. Die Bilanzsumme der zypriotischen Banken übertrifft das Bruttoinlandsprodukt des Landes um rund das Achtfache – solche Dimensionen kannte man vorher nur aus Irland und Island, die beide ebenfalls bereits von ihrem Bankensektor in die Krise getrieben wurden. Es ist jedoch nicht nur die Größe, sondern vor allem die enge Verbindung zu Griechenland, die den Banken Zyperns zu schaffen macht. Zum einen geht es dabei um griechische Staatsanleihen, die von zypriotischen Banken gehalten werden. Die größte Bank des Landes mit dem Namen „Bank of Cyprus“ hat Griechenlandanleihen im Wert von 2,4 Mrd. Euro in ihren Büchern. Bei der zweitgrößten Bank des Landes, der „Cyprus Popular Bank“, die bis ins letzte Jahr noch „Marfin Popular Bank“ hieß, sind es sogar Anleihen im Wert von 3,4 Mrd. Euro. Der März dieses Jahres abgeschlossene Schuldenschnitt für den Privatsektor hat dazu geführt, dass alleine diese beiden Banken rund drei Milliarden Euro abschreiben mussten. Prinzipiell wäre diese Summe für den Staat sogar zu stemmen, obgleich sie rund 20% des zypriotischen BIP ausmacht – „dank“ der hohen Exposition des Bankensektors in griechischen Papieren* ist der Staat jedoch seit mehr als einem Jahr de facto vom Finanzmarkt abgeschnitten. Damals hätte das Land mehr als 10% Zinsen für neu herausgegebene Staatsanleihen zahlen müssen.
Zypern stand bereits vor einem Jahr vor einem eigentlich unlösbaren Problem, das den Irrsinn der Staatsfinanzierung über die Finanzmärkte aufzeigt. Da „die Märkte“ ohnehin davon ausgehen, dass ein Staat „seine“ systemrelevanten Banken im Krisenfall durch „Rettungsgelder“ unterstützt, die einem signifikanten Teil der Wirtschaftskraft entsprechen, kriegen Staaten mit problematischen Banken bereits lange vor dem Zusammenbruch dieser Banken keine bezahlbaren Kredite mehr an den Finanzmärkten. Da die EZB jegliche Unterstützung dieser Staaten im Vorfeld ausschließt, wird ein Prozess in Gang gesetzt, der in einer Katastrophe enden muss. Als Zypern von den Finanzmärkten ausgezählt wurde, hatte es eine Staatsschuldenquote leicht über den Maastricht-Kriterien, die allerdings immer noch über 20 Prozentpunkte unter der deutschen Staatsschuldenquote lag. Auch heute liegt die Staatsschuldenquote der Mittelmeerinsel mehr als 20 Prozentpunkte unter der deutschen. Durch die Krisenfolgen ist dem Staat jedoch ein Haushaltsdefizit von rund fünf Prozent entstanden. Dieser Wert liegt zwar ebenfalls im europäischen Mittel, liefert der EU jedoch den Vorwand, Austeritätsmaßnahmen zu fordern.
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© Spiegelfechter für den Spiegelfechter, 2012.



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Bleiben Sie hart, Herr Präsident!

Bleiben Sie hart, Herr Präsident!:
Eine gute Nachricht: Bundespräsident Gauck wird den ESM-Vertrag auf Bitte des Verfassungsgericht erst dann unterschreiben, wenn es alle eingegangenen Klagen gründlich geprüft hat. Der Plan von Merkel, Schäuble & Co, den ESM noch während der Fußball-EM durchwinken zu lassen, ist damit gescheitert. Aller Vorausicht nach wird der ESM seine Arbeit nicht am 1. Juli aufnehmen – was für ein Glück für unsere Demokratie!
Der ESM ist nicht nur ein “Euro-Rettungsschirm”, wie dies von seinen Befürwortern schönfärbend dargestellt wird, er wäre ein weiterer Schritt in Richtung eines EU-Zentralstaats. Seine Vertreter sind nicht demokratisch gewählt, sondern werden von den Regierungen bestimmt. Sie sind niemandem rechenschaftspflichtig und gegen jede Strafverfolgung immun. Ein Austritt aus dem ESM ist nicht möglich – er ist ein “Pakt für die Ewigkeit”. Der ESM kann zunächst bis zu 700 Milliarden Euro von den Staaten abfordern, diese Summe jedoch unbegrenzt erhöhen. Damit ist dem Parlament sein wichtigstes Recht entzogen, nämlich die Hoheit über den Haushalt.

Die bösen, bösen Märkte
Man wundert sich, dass sich gegen ein solches “Ermächtigungsgesetz” nicht schon viel mehr Widerstand regt. Die wenigsten Menschen können, wie ich aus diversen Straßenumfragen weiß, mit dem Kürzel ESM etwas anfangen. Viele fühlen sich von den zahlreichen, angeblich “alternativlosen” Euro-Rettungsaktionen von den Politikern überfahren. Es scheint ja auch sehr kompliziert und nur für Experten verständlich zu sein, das ganze Gerede über Euro-Bonds, Staatsanleihen, Ratings und den bösen, bösen Märkten, die die Politiker vor sich her treiben und zu ihren Handlungen zwingen.
In Wirklichkeit liegen die Dinge recht einfach. Niemand kann auf Dauer mehr ausgeben, als er einnimmt, auch Politiker nicht. Die jahrzehntelange Verschuldungspolitik aller europäischer Staaten – auch Deutschlands – rächt sich jetzt. Die wirtschaftliche unsinnige europäische Währungsunion hat dies noch verschlimmert, da die Zinsen für viele Staaten durch den Euro viel zu günstig waren, so dass sich Staaten wie Griechenland, Portugal, Spanien oder Italien noch hemmungsloser verschulden konnten als zuvor.

Kein Grund zum Griechenbashing
Wer jedoch meint, man könne ein Schuldenproblem mit noch mehr Schulden lösen, glaubt wahrscheinlich auch, ein Brand ließe sich mit Benzin löschen. Der ESM löst keine Probleme, er würde den Bankrott der überschuldeten Staaten nur ein wenig hinauszögern – allerdings auf Kosten der “Einäugigen unter den Blinden”, also Staaten wie Deutschland, die ebenfalls weit über ihre Verhältnisse leben, wenn auch nicht ganz so dramatisch wie andere.
Doch es gibt keinen Grund, auf die Griechen mit ihrem aufgeblähten Staatsapparat und ihrer grotesk großen Armee hinabzublicken. Die finanzielle Situation der Bundesrepublik Deutschland mit ihrer Staatsquote von über 50% und einer faktischen Steuerlast von ca. 70% ist kaum weniger katastrophal. Es grenzt an ein Wunder, dass es immer noch wirtschaftlich gesunde Unternehmen in Deutschland gibt, denen es trotz aller politischen Widrigkeiten gelingt, Wohlstand zu schaffen.

Die schleichende Abschaffung der Demokratie
Das Fatale ist, dass die Finanzkrise von den Befürworter eines EU-Zentralstaates ausgenutzt wird, um mehr Macht von den nationalen Parlamenten zur EU-Zentrale zu verlagern – ein schleichender Prozess, mit dem demokratischen Grundprinzipien ausgehebelt werden. Dem Spiegel stellte Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker diese bewährte Methode so dar: “Wir beschließen etwas, stellen das dann in den Raum und warten einige Zeit ab, ob was passiert. Wenn es dann kein großes Geschrei gibt und keine Aufstände, weil die meisten gar nicht begreifen, was da beschlossen wurde, dann machen wir weiter – Schritt für Schritt, bis es kein Zurück mehr gibt.” (Der Spiegel, Heft 52/1999)
Doch mit dieser Methode muss es nun vorbei sein. Jeder Bürger hat laut Grundgesetz das Recht, Widerstand gegen die Abschaffung elementarer Grundrechte durch die EU-Zentralisierung zu leisten. Die Ablehnung des ESM kann ein Wendepunkt sein. Am 29. Juni wollen die Regierungs- und Oppositionsparteien im Bundestag, mit Ausnahme einer Handvoll mutiger Abweichler, den ESM-Vertrag abnicken. “Mutti” Merkel hat damit gerechnet, dass die Deutschen sich ohnehin alles gefallen lassen und gerade während der Europameisterschaft nur noch Interesse am Fußball haben.

Widerstand ist Bürgerpflicht
Doch der Widerstand wird größer. Die Zivile Koalition hat rund eine Million Bürger dazu gebracht, Protest-E-Mails gegen den ESM an ihre Abgeordneteten zu schreiben. Mehr Demokratie e.V., der Bund der Steuerzahler, die Linke, die Piraten und viele andere wollen gegen den ESM-Vertrag in Karlsruhe klagen. Überall in Deutschland gibt es Demonstrationen für das Grundgesetz und gegen den ESM. Noch sind sie recht klein, so dass sie von den Medien weitgehend ignoriert werden konnten, doch das kann sich ändern.
Durch die Entscheidung Joachim Gaucks bietet sich jetzt die Chance, mehr Bewusstsein für die schleichende Abwicklung unserer Demokratie durch die Eurokraten zu schaffen. Also: kommt zu den Anti-ESM-Demos, schreibt E-Mails an eure Abgeordneten, seht euch das gut gemachte Video der Zivilen Koalition zum ESM an (siehe unten) und schickt es weiter! Und Sie, Herr Präsident: bleiben Sie hart! Verweigern Sie dem ESM-Vertrag ihre Unterschrift!


Volksentscheid – sonst klagen wir!

Volksentscheid – sonst klagen wir!:


“Die Euro- und Staatsschuldenkrise hat ein Ausmaß erreicht, das die Demokratie an sich bedroht. Parlamente werden zunehmend entmachtet, wesentliche Entscheidungen auf immer höheren Politik-Ebenen getroffen. Kleinere EU-Staaten haben kaum mehr etwas zu sagen – deren Bürger schon gar nicht. Griechenland und Portugal werden in fast schon neokolonialistischem Stil von einer anonymen Troika regiert.”
Aus dem Aufruf der Kampagne “Volksentscheid – sonst klagen wir!”, an der sich inzwischen mehr als 14.000 Bürger beteiligen. Kollege Koenig hat schon letzte Woche darauf hingewiesen: Unter dem Label EUROPA BRAUCHT MEHR DEMOKRATIE startete ein Bündnis verschiedener Organisationen und Parteien – darunter der Bund der Steuerzahler und die Berliner Piraten – die Initiative für eine Verfassungsbeschwerde, die einen Volksentscheid zu ESM und Fiskalvertrag durchsetzen soll…
“weil wir Bürgerinnen und Bürger…

darüber entscheiden müssen, ob der Bundestag in seinen Haushaltsrechten beschnitten werden darf;

mitzubestimmen haben, ob kaum kontrollierbare und geheim tagende Gremien die Auszahlung von Milliardenbeträgen veranlassen können;

auf unsere im Grundgesetz garantierten Rechte bestehen und auch weiterhin Abgeordnete wählen wollen, die wirklich etwas zu sagen haben;

gefragt werden müssen, wenn unumkehrbare Entscheidungen zur Zusammenarbeit in Europa getroffen werden.”
Dass solches direkte Bürgerengagement durchaus etwas bringen kann, zeigen die erfolgreichen Aktionen gegen ELENA und die Vorratsdatenhaltung, die ich unterstützt habe. Auch diesmal bin ich wieder dabei.
Wenn Sie, werte Leser, sich ebenfalls beteiligen wollen: hier der Link zum Formular.


Vegane Rohkost gegen Brustkrebs?

Vegane Rohkost gegen Brustkrebs?:




(Zentrum der Gesundheit) - Nachdem Annie Pierce einen Knoten in ihrer Brust spürte, bekam sie zunächst Angst und Panik. Dann jedoch besann sie sich und vertraute auf die Selbstheilungskräfte ihres Körpers. Sie entwickelte eine persönliche Strategie, mit der sie den Knoten auflösen wollte. Sie hatte Erfolg und ist seit mehr als 25 Jahren gesund und munter.

Insubrien will sich der Schweiz anschliessen

Insubrien will sich der Schweiz anschliessen: Schon seit Jahren gibt es den Wunsch eines Teils der Bewohner der Nachbarregionen, den Staat zu wechseln und sich der Schweiz anzuschliessen. Unzufrieden mit den Zentralregierungen in Berlin, Paris und Rom, fühlen sich die grenznahen Regionen entmündigt, ihrer Mitbestimmung beraubt und auch finanziell benachteiligt. Die zentralistische Politik der EU, die von Brüssel aus alles diktiert, sowie die Staatsschuldenkrise, hat diese Stimmung für einen Wechsel noch verstärkt. Mögliche Kandidaten für einen Anschluss an die Schweiz sind Baden-Württemberg, Elsass, Savoyen, Veltlin und jetzt neu Insubrien.

Insubrien bezeichnet die Region zwischen dem norditalienischen Fluss Po und den voralpinen Seen, mit der Stadt Mailand im Mittelpunkt. Immer mehr Leute dort wollen mit dem Rest von Italien nichts mehr zu tun haben. Sie besinnen sich sogar ihrer eigenen Sprache, Geschichte und Kultur. Rom und alles südlich davon wird verachtet.

So wie andere Nachbarregionen sehen sie die unabhängige Schweiz als Alternative zum EU-Moloch, der von einer Krise in die nächste fällt, wo die Bevölkerung immer mehr verarmt, arbeitslos ist und ständig Rechte verliert. Völlig frustiert, weil sie nichts am System ändern können, sehnen sich auch nach einer direkten Demokratie, so wie in der Schweiz.

Bereits vor einem Jahr berichtete ich in meinem Artikel "Bekommt die Schweiz einen neuen Kanton?" über die Aktion "Freies Veltlin! Wollt ihr zu einem Kanton der Schweiz werden." Es wird ein Referendum angestrebt mit der Frage, ob die Provinz Sondrio als eigenständiges Gebiet zur Schweiz will, ein neuer Kanton Valtelinna.

Bei der neusten Aktion in Varese und in anderen Städten Insubriens hat die "Domà Nunch" Bewegung den “Giontemmes” Feldzug mittels Flugblätter und öffentlichen Sitzungen gestartet. Es geht den Aktivisten darum, für Insubrien die Souveränität sowie die Freiheit zu gewinnen, in dem man sich mit der Schweiz vereint.

Ihr Vorschlag ist sogar, die neue Eidgenossenschaft soll zwei Hauptstädte haben - Mailand und Bern - ein paritätisches Staatsgebilde, für einen gemeinsamen Schutz vor den Angriffen durch die Europäische Union und ihre Bankster.

Folgendes Video des "Canal de l'Insubria Libera" verkündet die Botschaft in ihrer eigenen lombardischen Sprache:



Link zum Kanal des Freien Insubrien

Die Verbrecher an der Macht wollen "mehr Europa" und meinen damit eine zentrale und undemokratische Diktatur von Brüssel aus. Die Bevölkerung will aber genau das Gegenteil, die Dezentralisierung und die politische Entscheidungsgewalt zurück auf lokale Ebene.

Ist doch klar, je weiter weg die Politiker und Bürokraten von den Menschen sind, je gefühlloser und härter sind ihre Entscheidungen. Wenn aber die Politiker in unmittelbarer Nähe sind, die Nachbarn derer die sie auch wählen, dann entscheiden sie ganz anders und sind menschlicher.

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Sonntag, 1. Juli 2012

Ich wär so gern ein Social-Media-Rockstar!

Ich wär so gern ein Social-Media-Rockstar!: Unglaublich. In den letzten Wochen wird mein Xing-Profil von ganz tollen Leuten besucht. Sie alle scheinen ganz tolle Hechte und super-erfolgreich zu sein. Der eine zeigt auf seinem Profil, dass er top-effektiv darin ist, alle anderen ganz erfolgreich zu machen. Der nächste verspricht "Power-Marketing - Wie Du Dir ein eigenes erfolgreiches Online-Business aufbaust". Ein anderer nennt sich "Die Premiumstimme für Ihren Erfolg!"



Irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass alle diese tollen Typen nur eins wollen, nämlich mein Geld. Und dass die mich erfolgreicher machen, glaube ich eigentlich auch nicht. Heute hat mich einer besucht, der sich Social-Media-Rockstar nennt. Ich möchte hier so jemanden nicht verlinken, aber der geneigte Besucher wird sich bei einer Internet-Recherche sicher ein Bild von diesem Super-Mann machen können.



Der sagt, er sei fit in Social-Media. Und zeigt mir auf seiner Website ein stinklangweiliges Video mit einer mehr oder weniger gut animierten Powerpoint-Präsentation. In dem er sich selbst beweihräuchert. Und in dem ich dann ganz tolle Tipps für meinen Erfolg als Internet-Unternehmer bekomme. Sieht mir mehr nach einem Top-Schneeballsystem für Leute aus, die sonst nix können.



Aber weil das so'n toller Rockstar ist, muss ich jetzt wohl an seiner Veranstaltung teilnehmen. Egal, was sie kostet. Dann werde ich auch ein Social-Media-Rockstar und bestimmt stinkreich.

Deutschland wird endlich mit der Realität konfrontiert

Deutschland wird endlich mit der Realität konfrontiert: Etwas einschneidendes ist letzte Woche passiert. Die Euro-Krise hat die deutsche Wirtschaft voll erwischt und alle Signale zeigen nach unten. Der Ifo-Geschäftsklima- index fiel im Juni überraschend stark um 1,6 auf 105,3 Punkte. Der Einkaufsmanagerindex liegt somit auf dem tiefsten Stand seit drei Jahren. Die ZEW-Konjunkturerwartungen von Anlegern und Analysten brachen so stark ein wie seit 1998 nicht mehr. Auch Exporte, Produktion und Industrieaufträge gingen zurück. Genau wie der Boom in Deutschland vom Ausland in den letzten Jahren angetrieben wurde, wird der Absturz in eine Rezession auch von aussen jetzt verursacht.

"Lange Zeit schien die sich wieder verschärfende Staatsschuldenkrise der deutschen Wirtschaft nichts anhaben zu können," sagte Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen. "Nun zeigt sich aber mehr und mehr, dass auch Deutschland keine Teflon-Wirtschaft ist." Sieht so aus wie wenn die Schulden- und Wirtschaftskrise in den Mitgliedländern der EU, aber auch der Rückgang der Wirtschaft in den USA und in Asien jetzt voll durchschlägt. Das kommt davon wenn man hauptsächlich vom Export lebt und die Binnenwirschaft vernachlässigt.

Seit beginn der Finanzkrise 2007 hat die Exportwirtschaft Deutschlands sich erstaunlich gut gehalten, während die der anderen Industrieländer kontinuierlich niederging. Die Abreitslosigkeit sank sogar in Deutschland, gleichzeitig stieg sie in den anderen Länder massiv an. Deshalb ist es irgenwie verständlich, dass Merkel und mit ihr die deutsche Politik und Bevölkerung bis jetzt meinte, sie machen alles richtig und wären das gute Beispiel, welche alle anderen in der EU folgen sollten.

Den Politikern in Berlin ist dieser "Erfolg" im Vergleich zu anderen Ländern völlig zu Kopf gestiegen. Deshalb meint auch Merkel, was für Deutschland funktioniert muss auch in Griechenland, Spanien, Italien etc. das richtige Rezept sein. Sie ist fest davon überzeugt, die Krisenländer müssen das deutsche Beispiel nur nachmachen, Sparmassnahmen einführen, hart arbeiten und Disziplin üben, dann kommen sie aus der Misere wieder raus. Das ist aber ein Irrglaube, denn Deutschland ging es nur deshalb gut, weil die anderen Länder sich hoch verschuldet haben, um deutsche Produkte zu kaufen.

Der grösste Profiteur durch die Einführung des Euros ist Deutschland, weil es den Südländern erlaubte durch die niedrigen Zinsen auf Pump deutsche Produkte zu konsumieren. Gleichzeitig hatte Deutschland den Vorteil, der Euro wurde im Vergleich zu anderen Währungen billiger. Ohne der D-Mark-Härte kam es zu einem Exportboom, denn für Deutschland bedeutet der Euro eine Abwertung, aber für die Südländer eine Aufwertung.

Die Länder der Eurozone erlebten durch die tiefen Zinsen der EZB im Vergleich zu denen die sie noch in ihren eigenen Währungen zahlen mussten einen immensen Aufschwung. Mit billigem Geld wurde investiert, gebaut, gekauft und die Staaten, Firmen und privaten Haushalte verschuldeten sich bis über beide Ohren. Gleichzeitig stiegen die Preise und die Löhne, was dann dazu führte, die Südländer verloren ihre Wettbewerbsfähigkeit relativ zu Deutschland.

So wurde Deutschland Exportweltmeister, durch den billigen Euro und den vergleichweise niedrigen Löhnen, auf kosten aller anderen Mitglieder der Eurozone. Jetzt ist aber die Party vorbei und die Krise macht sich auch in Deutschland bemerkbar. Wenn die Exporte nicht mehr laufen bricht die Wirtschaft die so vom Ausland abhängig ist zusammen. Das deutsche Wirtschaftwunder im Vergleich zu den anderen Ländern stellt sich als kurzer Traum heraus.

Es ist sogar so, Merkels harte Haltung gegenüber den Krisenländern, ihr Verlangen nach strengen Sparen und Haushaltsdisiplin, Senkung der Löhne und Renten, Enlassung von Staatsangestellten und Beamten, Erhöhung der Steuern und Abgaben, hat ja verstärkt zum Wirtschaftszusammenbruch dort geführt und die Menschen können sich die Produkte aus Deutschland nicht mehr leisten. Sie kämpfen ums Überleben und nicht darum den neuesten BMW vor der Tür zu haben. Merkel hat ein Eigentor geschossen, in dem sie die Krisenländer zur totalen Austerität zwingt.

Aber es ist ja nicht nur Merkel, sondern die Boulevard-Zeitungen, TV-Medien und die deutsche Öffentlichkeit haben dauernd von den verschwenderischen Südländern gesprochen, die zu viel Geld ausgegeben und Schulden gemacht haben. Dabei war genau dieses "über die Verhältnisse leben" der Grund warum es Deutschland bisher noch gut ging. Durch die Sparmassnahmen die Deutschland von den Nachbarn verlangt, sägt man den Ast ab auf dem man sitzt. Diesen Zusammenhang zwischen Verschuldung und Exportboom, oder umgekehrt, erzwungenes Sparen und Exportflaute haben weder Merkel noch sonstwer verstanden.

Jetzt bangt aufeinmal die exportabhängige Industrie um ihre Geschäfte. Die Unternehmen senkten ihre Exporterwartungen deutlich vergangene Woche, weil viele Euro-Länder in der Rezession stecken und andere wichtige Handelspartner wie die USA und China schwächeln. Es werden Massenentlassungen stattfinden und die Krise zu Hause ankommen. Die Überheblichkeit und Schadenfreude hat dann ein Ende, wenn man selber ums Überleben kämpft. Dann wird Deutschland endlich mit der Realität konfrontiert, welche die anderen schon länger durchmachen.

Die neueste Hiobsbotschaft lautet: Erstmals knackt die deutsche Staatsverschuldung die Marke von 2'000 Milliarden Euro. Bund, Länder und Gemeinden standen am Ende des ersten Quartals dieses Jahres mit insgesamt 2,042 Billionen Euro in der Kreide. Darin sind die Billionen für die der deutsche Staat sonst noch haftet nicht enthalten.

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